Astrologie und Spiritualität

Über die Sterne hinaus

„Je weiter man auf dem Weg der Selbstverwirklichung fortschreitet, um so mehr kann man durch seine verfeinerten geistigen Schwingungen auf das ganze Universum einwirken, und um so weniger wird man selbst vom Wechsel der Ereignisse berührt.“

So sprach einer der bekannten und einflussreichen spirituellen Lehrer des moderneren Indiens, als er einen seiner Jünger und später genauso respektierten geistigen Führer die vedische Astrologie lehrte. Astrologie war schon seit eh und je in den Alltag Indiens eingebettet – genauso wie die Spiritualität – und diente nicht selten als Werkzeug zu Selbstverwirklichung und Gotteserkenntnis.

Der Grund dafür liegt in den Wurzeln der vedischen Astrologie, die dem umfangreichen spirituell philosophischen Weltbild der Veden entspringen. Diese alt-indische Schriften befassen sich hauptsächlich mit folgenden Themen:

1. Ishvara (Wissen über Gott, die Ursache aller Ursachen)
2. Jiva (Wissen über das individuelle Lebewesen)
3. Prakriti (materielle Energie und Welt)
4. Kala (Zeit und deren Einfluss auf unser Leben)
5. Karma (Handlungen der Lebewesen und deren Ergebnisse)

Die gleichen Themen behandelt auf ihre Art auch die vedische Astrologie. Nur oberflächig betrachtet beschäftigt sie sich mit dem Einfluss des Kosmos auf das irdische Dasein. Den Veden liegt es daran, dem Menschen ein umfassendes Verständnis des Lebens zu geben, welches weit über das materielle Wissen hinausgeht. Die vedische Astrologie folgt diesem Anspruch.

Der Mensch ist Seele und hat einen Körper

Um sich auf den Weg der Selbstverwirklichung zu begeben, braucht man Wissen über das Selbst. Der vedischen Auffassung nach ist alles Sichtbare und Unsichtbare die Erweiterung eines ursprünglichen Selbst. Auch der Mensch wird als eine Erweiterung Gottes aufgefasst, nämlich, als sein fragmentarischer Teil, der zwar qualitativ mit Gott eins ist, quantitativ sich von diesem jedoch unterscheidet.

Diese vedische Sichtweise wird gleich am Anfang des bekannten antiken Klassikers der vedischen Astrologie – Brihad Parashara Hora Shastra – wiedergegeben; und zwar bevor die Erörterung der planetaren Einflüsse beginnt. Der Weise Parashara erklärt seinem Schüler zu Beginn des Astrologie-Unterrichts, dass das Lebewesen ein ewiges Teil Gottes ist (Atma, oder die individuelle Seele). Zusammen mit der all-anwesenden Form Gottes (Paramatma, oder die höchste Seele) bewohnt es verschiedenste Arten von Körpern.

Weiterhin erklärt der Weise, dass der Höchste drei Hauptenergien besitzt: spirituelle, materielle und marginale Energie. Die Lebewesen stellen die marginale Energie dar. Je nachdem mit welcher Energie sich ein Lebewesen identifiziert, erhält es einen materiellen oder einen spirituellen Körper. Der materielle Körper ist notwendig, um der Seele zu ermöglichen, mit der niederen Energie Gottes zu korrelieren. Er besteht aus dem groben physischen Körper, über den wir uns relativ bewusst sind, und dem noch komplexeren feinstofflichen Körper, der aus folgenden Komponenten besteht:

a. manas – Geist oder Psyche – Gefühle, Emotionen, Gedanken, Wahrnehmung – im Horoskop vom Mond dargestellt
b. buddhi – Intellekt oder Unterscheidungsvermögen – größtenteils durch den Planeten Merkur dargestellt
c. ahankar – (falsches) Ego; Identifikationen innerhalb dieser Welt oder eines Lebens – durch Aszendenten und zum Teil durch die Sonne dargestellt

In seinem ursprünglichen Zustand ist das Lebewesen sat cit ananda – ewig, voller Wissen und glückselig. Solange es sich in Rahmen der spirituellen Energie bewegt, ist es ihm möglich seine göttliche Natur zu leben. Durch die Berührung mit der materiellen Energie Gottes, wird sein reines Bewusstsein bedeckt und es kann nur noch bedingt entsprechend der wesensgemäßen Natur handeln.

Im Netz der Urnatur

Die Interaktion des Lebewesens mit der materiellen Welt findet unter dem Einfluss der Erscheinungsweisen der Urnatur statt. Das Sanskrit-Wort für diese Erscheinungsweisen ist Guna, was in Deutsch „Faden“ oder auch „Seil“ heißt. Die gesamte materielle Schöpfung beruht auf dem Netz dieser Erscheinungsweisen: Rajas ist das schöpfende Prinzip, Sattva das erhaltende und Tamas das der Vernichtung. Gunas sind die unsichtbaren kosmischen Netze, die auch das Bewusstsein des Menschen stark prägen und zwar solange, bis er sich seiner ursprünglichen spirituellen Natur vollkommen bewusst wird.

Das Wissen über die Gunas ist essentiell für die richtige Deutung der Horoskope, denn unser Leben unterliegt dem Zusammenspiel dieser kosmischen Fäden. So sind z.B. die Planeten Mars und Saturn die Mittler der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Jemand, der sich vorwiegend unter dem Einfluss dieser zwei Planeten befindet, entwickelt Verhaltens- und Sichtweisen, die man eben dem Tamas zuordnen würde. Vor allem der negative Mars-Einfluss macht eine Person übertrieben impulsiv und zornig, bewegt sie zu zerstörerischen Aktivitäten. Saturns Einfluss kann dagegen pessimistisch, depressiv und frustriert machen, sodass sich eine Person übertriebenem Schlaf, Melancholie und Lethargie überlässt. Die vorwiegenden Einflüsse der sattvischen Planeten wie Jupiter, Sonne und Mond, würden dagegen einen Menschen zum Leben im Einklang mit ethischen und moralischen Normen bewegen, sowie zu Tätigkeiten die schlussendlich zu spiritueller Wiedererweckung führen.

Sind wir Opfer unseres Karmas?

Betrachtet der vedische Astrologe ein Horoskop, weiß er, dass er im Grunde genommen das Karma einer Person betrachtet. Das Wort Karma bedeutet Tätigkeit oder Handlung. Im Sanskrit bezieht sich das gleiche Wort jedoch auch auf die Ergebnisse der ausgeführten Tätigkeit, egal ob geistiger oder physischer Art. Karma ist das, was die individuelle Seele an Widergeburt bindet. Frei vom Karma zu werden bedeutet deshalb aus den Rahmen der wiederholten Geburt und Tod bzw., der materiellen Existenz auszubrechen und das ursprüngliche Licht der Seele voll erstrahlen zu lassen.

Frei vom Karma zu werden hört sich vielleicht einfach an, ist aber in der Praxis alles anders als simpel. Während für eine gewisse Zeit die körperlichen Tätigkeiten angehalten werden können, bleibt der Geist immer tätig. Mit dem ununterbrochenen Fluss der Gedanken, Wünsche und Gefühle konfrontiert wird man letztlich doch zum Handeln bewegt. In der Bhagavad-gita wird erklärt, dass es die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur sind, die die Regungen des Geistes erzeugen. Sich über das Gesetz des Karmas (der Aktion und der Reaktion) zu erheben, bedeutet also den Einfluss der drei Gunas zu überwinden.
Das Karma-Konzept der vedischen Philosophie und Astrologie wirkt nicht selten entfremdend auf die im Westen etablierte Denkweise. Und häufig erzeugt es Unmut bei den westlichen Astrologen. Der Vorwurf wird erhoben, die vedische Astrologie sei „menschenverachtend“: sie lege einen großen Akzent auf das Schicksal, dessen hilfslose Opfer der Mensch sei. Diese Denkweise basiert jedoch auf einem mangelhaften Verständnis des vedischen Welt- und Selbstbildes.

Das Gesetz des Karmas ist eigentlich in das Gedankengut jeder Kultur integriert. Es drückt sich z.B. im deutschsprachigen Raum im Gedanken „man erntet, was man säht“ aus. Dieses kosmische Gesetz bedeutet nicht, dass einem von einer höheren und fremden Kraft die Erfahrungen aufgedrückt werden, denen man nicht ausweichen kann, deren Opfer man also wird. Es bedeutet: Ich habe etwas getan und mit den Konsequenzen meiner Handlungen, Gedanken und Wörter muss ich mich arrangieren. Des Weiteren: weil ich etwas getan habe, was vielleicht nicht besonders gut war, liegt es in meiner Kraft das auszubessern.

Das Karma-Konzept stiftet also keinerlei eine fatalistische Denkweise, sondern fördert Selbstverantwortung und somit auch die (Selbst)Erkenntnis der eigenen Macht.

Planeten als kosmische Verwalter

Dass der Astrologe anhand des Horoskops das Karma und somit die Neigungen und den Lebensverlauf einer Person erfassen kann, erklären die Veden in dem sie die Planeten als die kosmischen Verwalter des Karmas definieren.

Als Verwalter des Karmas fungieren manche Planeten als unsere Gönner und andere wiederum als strenge Lehrer, die uns mit weniger angenehmen Aspekten des Lebens konfrontieren. Die Planeten, mit deren Energie wir korrekt umgegangen sind, üben einen positiven Einfluss aus und führen zu Glück. Die Planeten, deren Energie unkorrekt oder gar nicht genutzt wurde erzeugen eine negativ wirkende Resonanz, die leidvolle Erfahrungen hervorruft. Der Betroffene wird mit dem Ergebnis seiner unkorrekten Taten bzw. mit dem Spiegelbild seines falschen Verhaltens konfrontiert. Dadurch kann er sich selbst erkennen und am eigenen Verhalten arbeiten.

Einerseits zeigen die Planeten im Horoskop die Natur der Handlungen, die in früheren Leben ausgeführt wurden, andererseits zeugen sie von der Tendenz, auch im jetzigen Leben im gleichen Bewusstsein zu handeln.

Nehmen wir an, im Horoskop ist der Planet Mars in starke Angriffe auf die anderen Planeten involviert, unterliegt jedoch auch selbst starkem negativem Einfluss. Mars steht für den Tatendrang, für die Durchsetzungs- und Führungskraft und überhaupt für die Stärke einer Person. Wenn funktionell negativ und in schwierige planetare Beziehungen involviert, weist er z.B. auf die Schwierigkeit des Betreffenden hin, mit der eigenen Kraft und dem Tatendrang umzugehen. Auf der physischen Ebene mag die Person Probleme mit der Muskulatur haben, da diese der Mars-Energie zugeordnet ist. Auf der psychischen Ebene mag sie mit destruktiven Gedanken konfrontiert sein, die sich in der betonten Tendenz zu Aggressivität, Streitsucht oder Zornausbrüchen widerspiegeln. Auf der karmischen Ebene zeugt der so negativ wirkende und zugleich verletzte Mars davon, dass die Person in früheren Leben ihre physische Kraft auf eine für Andere schädigende Art eingesetzt hat. Sie benutzte ihre Kraft zum Nachteil ihrer Mitmenschen. Im astralen Körper, mit Hilfe dessen die Seele zum Zeitpunkt des physischen Todes in den neuen physischen Körper wandert, ist die Information über dieses Fehlverhalten gespeichert geblieben. So passiert es, dass der Betreffende im jetzigen Leben immer wieder in Situationen gelingt, in denen er mit Gewalt, Zorn, Unfällen oder Verletzungen verschiedenster Art konfrontiert wird.

Einen so extrem verletzten und zugleich negativ wirkenden Mars fand ich einmal im Horoskop eines Jungendlichen. Als sein Horoskop von der Mutter in Auftrag gegeben wurde, waren mir lediglich nur die Geburtsdaten des Betreffenden bekannt. Die Angriffe vom Mars und auf den Mars waren der absolute Schmerzpunkt des Horoskops und mir lag es sehr daran zu erklären, welchen karmischen Hintergrund diese Mars-Thematik hat und was diese für das jetzige Leben bedeutete. Das Feedback der Mutter offenbarte, dass der Junge bereits im Alter von 12 Jahren einer exzessiven, wenn auch ungewöhnlichen Form von Gewalt begegnete. Während des Krankenhausaufenthaltes, wurde dem Betreffenden falsche Medizin verabreicht, was den Zusammenbruch des gesamten Bewegungsapparats, bzw. des Muskel-Systems auslöste. Der inzwischen 16-jährige und seine Mutter konnten viel mit der Erklärung der Mars-Thematik anfangen. Vor allem half die Horoskop-Deutung – so die Mutter – aus dem Opferbewusstsein auszubrechen. Der Vor schlag, mit den astralen Hilfsmitteln zu arbeiten, um die Mars-Thematik ganzheitlich anzugehen, wurde beherzt und entschlossen angenommen.

Im Gespräch mit Gott

Die Brihad Parashara Hora Shastra erklärt, dass „der Ungeborene, der zahlreiche Formen einnimmt, auch in die Planeten eingeht, um in dieser Form das Karma der Lebewesen zu verwalten. In der Form seiner zahlreichen Avataras (Inkarnationen), die auf einer Ebene von diesen Planeten ausgehen, erhält der Höchste die kosmischen Gesetze und reduziert die negativen Einflüsse, „die sich in Form der Gottlosigkeit und des übertriebenen Materialismus manifestieren“.

Astrologie ist im vedischen Kontext also nicht nur die Kunst der Sternedeutung. Sie ist viel mehr eine Art der Kommunikation mit dem Kosmos und seinem Schöpfer. Ein Horoskop ist kein Bericht von den bevorstehenden Strafen oder Belohnungen denen man unausweichlich begegnen muss, sondern die Botschaft des Kosmos, die zu Verbesserung und Weiterentwicklung der Denk- und Verhaltensweisen und lediglich zu Widerbelebung des ursprünglichen Bewusstseins aufruft.

Spirituelle Praxis im astrologischen Alltag

Dies ist auch der Grund dafür, dass die guten vedischen Astrologen in der Regel spirituell bewandt sind und täglich in ihre individuelle spirituelle Praxis versinken, eher sie sich dem Beraten ihrer Klienten widmen. Wenn es Gott ist, der die Form der Planeten annimmt und der sich selbst als personifizierte Zeit beschreibt, die das Karma zum manifestieren bringt (aham evaksayah kalo, Bhagavad-gita, 10.34), kann man die Stellungen der Planeten und auch die Zeitqualität nur dann richtig deuten, wenn man sich durch Meditation, Studium der religiösen Schriften und andersartige Methoden der Gotteserkenntnis, auf die höhere, spirituelle Resonanz einstimmt.

Der Weg der Gotteserkenntnis ist nach der vedischen Auffassung auch der Schlüssel, um sich ultimativ vom Gesetz des Karmas zu befreien. In der Bhagavad-gita finden wir die Aussage; daivi hy esa guna-mayi mama maya duratyaya, mam eva ye prapadyante mayam etat taranti te (Bhagavad-gita, 7.14) „Diese meine göttliche Energie, die aus den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur besteht, ist sehr schwer zu überwinden. Aber diejenigen, die sich mir – dem Höchsten – hingeben, können sie sehr leicht hinter sich lassen.“ Mit anderen Worten – es ist möglich den Einfluss der Planeten zu transzendieren, in dem man seine Konzentration von der Schöpfung auf den Schöpfer ausrichtet. Je mehr man die eigene göttliche Natur erkennt und seine Beziehung zum Höchsten wieder belebt, desto weniger unterliegt man dem Einfluss der Materie.

In dem Sinne – obwohl die Erklärung der karmischen Zusammenhänge die ein Horoskop abbildet, die Hauptarbeit eines vedischen Astrologen ausmacht, stellt sie in dieser Form keine komplette Horoskopdeutung dar. Erst wenn der Astrologe seinem Klienten offenbart, wie er in Kontakt mit dem kosmischen Verwalter des karmas treten kann, bzw. mit der göttlichen Energie die sich dahinter verbirgt, kann eine astrologische Beratung als vollständig gelten.

Vedische Astrologie zeichnet sich durch eine ganze Reihe der Methoden aus, die dem Astrologen sowie dem Klienten ermöglichen, in Kontakt mit der göttlichen kosmischen Energie zu treten. Die Tabelle 1 gibt den Überblick der wichtigsten karmischen Korrekturmitteln und ihrer Natur:

Tabelle 1
Methode Wirkung Einfluss auf die Planetenresonanz
Farben, Metalle Phyische Ebene Stärkung
Kräuter bis zur psychischer Ebene Stärkung
Edelsteine bis zur energetischen Ebene Stärkung
Wohltätigkeit bis zur karmischen Ebene Transformation, Stärkung
Mantras, Yantras, Yajnas bis zur spirituellen Ebene hauptsächlich Transformation,
Stärkung

Die Kraft der Mantras

Mantras werden als die mächtigsten karmischen Korrekturmittel akzeptiert. Sie reflektieren die kosmische Schwingungsfrequenzen und die schöpferische Kraft, die sich hinter allem verbirgt. „Am Anfang war das Wort“. So auch nach den Veden, die hinter der physikalischen Wirklichkeit ein ätherisches Informationsfeld sehen, und hinter diesem noch eine feinere Ebene, die aus Klangschwingungen besteht. Der Einfluss gesprochener und wiederholt rezitierter Klangfolgen auf die materielle Wirklichkeit und vor allem auch auf das Bewusstsein, war nicht nur der vedischen sondern allen alten Kulturen bekannt.

Das Wort Mantra besteht aus zwei Sanskrit-Begriffen: Manas (Geist, Psyche) und Trayate (befreien). Mantra bedeutet also „das, was den Geist befreit“. Wovon? Von dem Einfluss der drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Wie bereits oben erklärt, sorgt dieser Einfluss für die Vergessenheit der eigenen spirituellen Natur und bewegt das Lebewesen, sich immer weiter in die Welt der Materie zu verstricken.

Auf der materiellen Daseinsebene, dringen die Mantras tief ins Unterbewusstsein und lösen dort die Knoten fester emotioneller und gedanklicher Prägungen, die zu unbewusstem bzw. konditionierten Verhalten führen. Sie steigern die mentalen Fähigkeiten einer Person sowie ihre Intuition und öffnen die bisher verschlossenen Bewusstseinskanäle. Mit Hilfe der Mantras ist es möglich, die negativen karmischen Einflüsse abzuwähren, auch wenn es sich um die Einflüsse der vergangenen Leben handelt.

Die Mantras wirken jedoch nicht nur auf der materiellen, sondern auch auf der spirituellen Ebene, der sie entspringen. Die Veden behaupten, dass die gesamte kosmische Schöpfung auf der Resonanz des Mantras OM gründet und in der Bhagavad-gita erklärt der Höchste, „von den Klangschwingungen bin ich das tranzendentale OM.“ (Bg.10.26) Mit dem Klang OM fangen die meisten astrologischen Mantras, die dem Rezitierenden somit ermöglichen, sein Bewusstsein in den Einklang mit dem Höchsten zu bringen.

Die Veden und die ergänzenden vedischen Schriften geben eine Vielzahl der Mantras bekannt, die sich in ihrer Kraft, Natur, Aussprache und Länge unterscheiden. Manche werden eben spezifisch für astrologische Zwecken eingesetzt. In Kombination mit einem klar definierten Ziel führen diese zu Harmonisierung der planetaren Schwingungen. Jeder Planet hat seine eigene Mantras. Am Anfang des Artikels wurde erklärt, dass jedes Lebewesen einen individuellen Teil und einen göttlichen Anteil beinhaltet (Atma und Paramatma). Dies trifft auch auf die kosmische Wesen, bzw. die Planeten zu. Manche astrologische Mantras sprechen den individuellen Anteil der Planeten, während die anderen auf den göttlichen Aspekt bezogen sind, auf die Avataras. Der Klassiker der vedischen Astrologie, die Brihad Parashara Hora Shastra, empfiehlt vor allem die Mantras der Avataras, denn diese Mantras verbinden mit dem Höchsten persönlich.

Die karmische Transformation durch das Rezitieren der Mantras wirkt am besten in Rahmen des Mantra Yoga; d.h., in der Kombination mit den Atemübungen, Meditation und innerer oder geistiger Wiederholung der Mantras. Meditation kann dabei auf die Yantras bezogen sein, die graphischen Darstellungen der göttlichen Kraft, die die Planeten aktiviert. Häufig werden in Indien anstatt Yantras die Bildgestalten der zuständigen göttlichen Wesenheiten verehrt. (Abbild: Detail des Sri Yantras, mit vedischen Mantren)

Die Mantra-Rezitation mag nicht die einfachste Methode der karmischen Korrektur sein, dafür aber die effektivste. Sie verlangt Geduld, Ausdauer, Konzentration und einen starken Willen ab, bringt jedoch das durch Materie bedingte Bewusstsein wieder in Harmonie mit Gott. „Wer konzentriert betet und meditiert“, behauptet Yukteswara Swami, der zuerst zitierte Meister der vedischen Astrologie, „geht in einen göttlichen Bewusstseinszustand ein und genießt dadurch einen inneren Schutz, der stärker ist als alle anderen Gewalten.“ Und hierbei bezog er sich auf den mächtigen Einfluss der kosmischen Wesen, der Planeten und der Gestirne.

Veröffentlicht im September 2008 im Magazin „Meridian“ (Fachzeitschrift für Astrologie), Heft 5/08

yamuna gäbler.