Kalsarpa Yoga
Kalsarpa Yoga - Umarmung der kosmischen Schlange
Seit dem 11. August und noch bis am 29. Dezember dieses Jahres stehen wir unter dem Einfluss des so genannten Kalsarpa Yogas. Dieses planetare Yoga (Verbindung) wird von den Schattenplaneten Rahu und Ketu gebildet. Zusammen stellen Rahu und Ketu die karmische Achse dar, die im Horoskop auf die Lebensbereiche hinweist, in denen starke Einflüsse der früheren Inkarnationen zu spüren sind. Ketu gilt dabei als der Planet der Vergangenheit, Rahu als Planet der Zukunft, die aus dem vergangenen Karma entsteht.
Das Kalsarpa Yoga entsteht, wenn sich alle Hauptplaneten auf der einen Seite der Rahu-Ketu Achse befinden (siehe Abbild). Steht z.B. Rahu im Zeichen Steinbock und Ketu im Zeichen Krebs, wird Kalsarpa Yoga durch die Platzierung aller Planeten in Zeichen Löwe bis Schütze oder Wassermann bis Zwillinge gebildet.

Bei allen Arten des Kalsarpa Yogas (benannt nach verschiedenen kosmischen Schlangenwesenheiten) gilt die Regel, dass sie thematisch immer mit den Häusern/Lebensbereichen verbunden sind, die sie durch ihre Stellung aktivieren. Persönlich füge ich dieser Differenzierung des Kalsarpa Yogas keine besondere Bedeutung, denn sie muss bei jeder Horoskopinterpretation berücksichtigt werden, ob das Kalsarpa Yoga vorhanden ist oder nicht. Dort wo Ketu sich befindet werden wir dem vergangenen Karma begegnen und ein gewisses Desinteresse zeigen, oder Enttäuschungen erleben, falls wir rein Materielles anstreben; dort wo Rahu sich befindet entstehen innerer Druck und Stress und wir neigen dazu, den vom Rahu aktivierten Lebensbereich bewusst oder unbewusst mit all seinen Facetten zu erforschen. Und lassen uns dabei nie mit dem zufrieden stellen, was dabei herauskommt.

Das Kalsarpa Yoga ist also nicht unbedingt mit Erfolg oder Misserfolg verknüpft. Was ist dann tatsächlich das besondere Merkmal dieser planetaren Konstellation?
Da Rahu und Ketu die karmischen Themen und Altlasten darstellen, verläuft das Leben unter dem Einfluss des Kalsarpa Yogas etwas mehr unter den Auswirkungen des vergangenen Karmas, während die Nutzung des freien Willens (also der Entscheidungsfähigkeit, die nicht auf den alten und eingeprägten Denk- und Verhaltensmustern beruht) sich nur schwer realisieren lässt. Der Betreffende mag Erfolg oder Misserfolg ernten, doch beides scheint wenig mit seiner eigenen Mühe zu tun haben. Ist die Zeit den Erfolg zu ernten, wird Erfolg erlebt; ist die Zeit Misserfolg zu ernten, wird die Bemühung um den Erhalt des Erfolges nicht fruchten. Der Einfluss des Kalsarpa Yogas hat also etwas schicksalhaftes an sich; dass viele von uns auch zurzeit, unter dem Einfluss des aktuellen KSY erleben. Die Begegnung mit der Vergangenheit, auf die eine oder andere Art…
Das Horoskop sieht bei dem Kal-Sarpa Yoga wie in zwei Hälfte geteilt aus. Die eine ist voll beladen mit den Planeten, die andere steht völlig unbesetzt. Das Kalsarpa Yoga erzeugt also Unausgewogenheit, die auf folgende zwei Wege interpretiert werden kann:
- das Leben des Betreffenden verläuft wie in zwei qualitativ völlig verschiedene Phasen. In einer Phase scheint der Betreffende massiv mit dem vergangenen Karma konfrontiert zu sein, dem er sich stellen muss. Ist dieses Karma vollständig akzeptiert und durchlebt, wandelt sich das Leben des Betreffenden fast vollständig um. Am Leben von Nelson Mandela ist dies schön zu sehen: er verbrachte viele Jahre im Gefängnis, bevor er ein bedeutsamer Staatsmann wurde. Auch Margaret Thatchers Leben ist ein schönes Beispiel: sie genoss ca. 20 Jahre eine einflussreiche und bedeutsame politische Stellung, wurde dann aber auf eine dramatische Art von ihrer Position vertrieben, um danach relativ zurückgezogen zu leben.
- der Betreffende verfügt über eine unausgewogene Persönlichkeit, sodass seine Lebensaufgabe im Wesentlichen mit der Entwicklung der fehlenden Persönlichkeitsaspekte zusammenhängt.
Diese Deutung vertritt Prash Trivedi in seinem Buch „Die Rahu-Ketu Erfahrung“. Dort unterscheidet er zwischen zwei Arten des Kalsarpa Yogas – der lunaren und der solaren. Befinden sich die Hauptplaneten auf der östlichen Seite der karmischen Achse, wobei Rahu den Norden darstellt und Ketu den Süden, wird von der solaren Kalsarpa Yoga gesprochen und der Betreffende lebt hauptsächlich die Sonnen-Energie aus, d.h. er ist selbstbewusst, unabhängig, bestimmend, initiativenergreifend, ehrgeizig, usw. Dieser Person mangelt es an den „lunaren“ Eigenschaften, wie Sensitivität, Empfänglichkeit, Intuition, Fürsorge, sodass er durchaus grausam und herrisch agiert. Dies trifft vor allem in Fall eines verletzten oder negativ wirkenden Mondes zu.
Befinden sich die Planeten auf der westlichen Seite der Achse (wir betrachten immer den Rahu als den Nordpunkt und Ketu als den Südpunkt), lebt der Betreffende hauptsächlich die „lunaren“ Eigenschaften wie Empfänglichkeit, Kommunikation, Fürsorge und Mütterlichkeit aus, während es ihm an den „solaren“ Eigenschaften wie Selbstwertgefühl, Durchsetzungsfähigkeit, Unabhängigkeit mangelt. Ist die Sonne im Horoskop des Betreffenden schwach, treten launisches Verhalten, Unbeständigkeit und Stimmungsabhängigkeit, Unsicherheit, usw. verstärkt auf.
Dieser Erklärung nach, befinden wir uns zurzeit unter dem Einfluss des Kalsarpa Yogas, das vor allem die solaren Eigenschaften und Energien aktiviert. Es dürften die Themen im Zusammenhang mit dem Machtanspruch, Durchsetzung, Kontrolle und Führungsqualitäten verstärkt im Vordergrund der Geschehnisse stehen.
Auch bei dieser Deutungsmethode müssen die Themen der Häuser miteinbezogen sein, die von der karmischen Achse aktiviert werden.
Vor allem ist es jedoch wichtig zu beachten, dass es hier um ein Yoga handelt – um eine planetare Verbindung, die im Zusammenhang mit anderen Aspekten des Horoskops und nicht isoliert gewertet sollte.